* 3. September 1943
von Kathrin Eberl und Ulrike Liedtke
Essay
Nach überwiegend vokalen Jugendwerken (Liederzyklen, Kantaten) in tradierter Schreibweise setzte eine intensive Beschäftigung Voigtländers mit dem Instrumentalen während seiner Meisterschülerzeit bei Günter Kochan Anfang der 70er-Jahre ein. Bereits in der 1.Symphonie (1970) wird die auch das weitere Schaffen bestimmende Gestaltungsweise sichtbar: eine aus einer rhythmisch oder melodisch determinierten Keimzelle erwachsende musikalische Struktur, die Parallelen zu dem Prinzip der »entwickelnden Variation« besitzt.
In den Metamorphosen für großes Orchester (1970) stellt die kleine Sekunde jene Urzelle dar, aus der sich im Verlauf der Entwicklung eine Zwölftonreihe und die eigentliche Gestalt herausbilden: Die ständige Verdichtung der Melodik führt hin zu einem Fugato-Thema, das von der Reihe und deren Krebs bestimmt wird. Aus dem gleichen Grundmaterial erscheint dann am Schluß des Werks die ironisch witzige Persiflage eines Walzers.
Das Kammerkonzert für Cembalo, Streicher und Schlagwerk (1973) folgt einer ähnlichen musikalischen Grundkonzeption, allerdings ist hier das harmonische Material noch konsequenter aus der melodischen Grundsubstanz abgeleitet. Darüber hinaus wird vor allem im rhythmischen Bereich aleatorischen Elementen ein breiter Spielraum eingeräumt, was in der 1.Symphonie und den Metamorphosen nur ansatzweise der Fall ist. Diese Art frei rhythmischer, individueller Musizierweise, die Voigtländer als »rhythmische Polyphonie« (1973, ...